Empfang Noe Seifert
Oftringen feiert seinen Helden
Schon beim Eintreten in die Mehrzweckhalle von Oftringen war klar: Dieser Abend, des 5. November 2025, würde kein gewöhnlicher werden. Die Luft war erfüllt von Erwartung, die Gespräche leiser als sonst und alle Blicke richteten sich auf die Bühne, wo das Bild von Noe Seifert in Siegerpose prangte. Zwischen bronzefarbenen Ballonen und blumigen Dekorationen, warteten die rund 350 Gäste in gespannter Vorfreude darauf, den Mann zu sehen, der Turngeschichte geschrieben hat. Den frischgebackenen Bronzemedaillengewinner im Mehrkampf an den Weltmeisterschaften in Jakarta. Als der Kunstturner schliesslich eintrat, tobte Applaus auf. Lang, laut, ehrlich. Man spürte es: Ein ganzes Dorf ist stolz auf seinen Einwohner.
Ein sportlicher Meilenstein
Seine Bronzemedaille ist die erste Schweizer WM-Auszeichnung in dieser Disziplin seit 75 Jahren. Ein Meilenstein, der Oftringen für einen Abend zum Mittelpunkt der Turnwelt machte.
Den offiziellen Teil eröffnete Charly Zimmerli, Noe’s langjähriger Begleiter und Hauptverantwortlicher des Satus ORO (die drei Buchstaben stehen für die drei Stammvereine Sportverein Oftringen STV, Satus Rothrist und Satus Oberentfelden). Mit spürbarer Rührung sprach er über Disziplin, Leidenschaft und den Glauben an sich selbst. Werte, die Noe auf seinem Weg begleitet haben. Unterstützt wurde er von Bernhard Schär, dem bekannten SRF-Kommentator, der mit den Worten „Ich verneige mich vor dir und deiner Leistung, Noe“ für einen Gänsehautmoment sorgte.
Noe Seifert zeigte sich tief berührt vom überwältigenden Empfang. In seiner Rede bedankte er sich bei seiner Familie, seiner Freundin und der ganzen Gemeinde. Besonders emotional war der Moment, als er erzählte, dass er in genau dieser Halle früher Fussball und Unihockey gespielt habe. Und nun hier als Weltklasse-Turner geehrt wird.
Von Oftringen an die Weltspitze
Trainer Charly Zimmerli blickte mit einem Schmunzeln zurück auf die gemeinsamen Anfänge: „zwei sture Köpfe“, wie er sie nannte, die im Training oft aneinandergerieten, aber immer das gleiche Ziel vor Augen hatten. Eine Anekdote über einen Wettkampf, bei dem Noe sich weigerte, die vorgeschriebenen langen Hosen anzuziehen, sorgte für herzhaftes Lachen im Saal. Heute trainiert Seifert in Magglingen, doch Zimmerli bleibt an seiner Seite; als treuer Gefährte und Unterstützer.
Der Höhepunkt des Abends bildete die Riege der ORO-Kunstturner. Im Wettkampftenu traten die stolzen OROianer auf die Bühne um ihren Schützling zu ehren. Dabei wurde Noe über seine ausgeprägten Vorbildeigenschaften gelobt und ihm dazu den einzigartigen Titel «Gentleman des Turnens» verliehen.
Auch die Zukunft kam zur Sprache. Das grosse Ziel sind die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles, für die die Qualifikation bereits 2027 an der WM in Chengdu ansteht.
Beim anschliessenden Apéro, untermalt von den berührenden Klängen Lucas Fischers, einst selbst ORO-Turner, wurde spürbar, welche Tiefe und Bedeutung dieser Abend in sich trug. Nicht nur für Noe, sondern für ganz Oftringen. Überall stolze Gesichter, Gespräche, Umarmungen. Noe Seifert hat mit seiner Bronzemedaille gezeigt, dass man mit Ausdauer, Disziplin und Leidenschaft selbst aus einem kleinen Ort an die Weltspitze gelangen kann. Dieser Abend hat das fühlbar gemacht. In jeder Geste, in jedem Applaus, in jedem Lächeln im Publikum.
Bericht: Marina Giorgi | Bilder: Liliane Holdener
